Essen in den Zeiten von Corona


Essen in den Zeiten von Corona - frei nach Gabriel García Márquez - ist ein hochemotionales Thema. Zunächst wurden, nebst der im Vergleich zum Vormonat siebenfach erhöhten Menge von Klopapier (belangloser Fakt des Tages), Pasta und Dosentomaten gehamstert, was mich wegen der plumpen Einfallslosigkeit doch etwas enttäuscht hat.
Wenig später verschwanden dann, zugegebenermaßen auf höherem Niveau was die Kochkünste angeht, auch sämtliche getrocknete Hülsenfrüchte aus den Regalen. Wobei ich mich frage, wie viele dieser Belugalinsen, Mung- und Saubohnen tatsächlich im Topf und nicht als Kinderbeschäftigung im Rahmen des Homeschooling in Eulenform o.ä. aufgeklebt auf DinA4 Zetteln enden oder in der hintersten Ecke eines Küchenschranks zehn Jahren überdauern, nur um dann höchstens für einen nostalgischen "hach, weeßte noch, Corona..."-Seufzer herhalten zu können, bevor sie entsorgt werden.
Ich hoffe wenigstens, eine positive Konsequenz aus dieser Krise ist, dass mehr Menschen besser kochen und backen lernen und die ganzen gehorteten Lebensmittel nicht irgendwann im Müll enden.

Währenddessen wurden auch Restaurants, Bars und Cafés angewiesen erst einen großen Teil ihrer Tische zu verbannen, um 1,50m Abstand zum Nachbartisch zu schaffen, nur um kurz darauf auf unbestimmte Zeit ganz ihre Türen schließen zu müssen. Wer weiß, wie viele Gaststätten aus diesem künstlichen Koma wieder erwachen und überhaupt jemals wieder ihre Türen öffnen können werden...
Natürlich ist die oberste Priorität, dass wir alle möglichst gesund und lebendig aus dieser Pandemie herauskommen, aber die drohende Aussicht auf ein Berlin mit deutlich geschrumpfter kulinarischer und kultureller Szene und voller bankrotter und arbeitsloser Kreativer und Gastronomen kommt für mich dem Bild der Zombie-Apokalypse verdammt nahe.
Um diesem Szenario entgegenzusteuern, sollten wir uns nicht nur auf Corona-Zuschüsse verlassen, obwohl ich wirklich positiv von dieser schnellen und unbürokratischen finanziellen Hilfe überrascht bin. Ich fände es toll, wenn jeder im Rahmen der persönlichen Möglichkeiten, auch einen Beitrag leisten würde und das Lieblingsrestaurant, die Stammbar, das Nachbarschaftscafé, die kleine Bäckerei, das ambitionierte Kino, den netten Laden, oder auch kleinere Konzertveranstalter unterstützt. Das kann man tun, indem man Gutscheine kauft, auf eine Erstattung von bereits erstandenen Tickets verzichtet, oder indem man die Lieferservices und Take-Away/Pick-up Möglichkeiten in Anspruch nimmt, die nun mehr denn je verfügbar sind.
Ich gehe davon aus, dass jeder Koch jetzt noch pingeliger um höchste Hygienestandards bemüht ist, wer aber supersicher gehen möchte, kann ja auch das Essen zuhause nochmal ein paar Minuten bei hoher Temperatur in den Ofen stellen. Damit dürfte jeglicher Virus ausgemerzt sein.

Hier also nun ein paar ausgewählte Empfehlungen für Take Away und/oder Pick-up:

Gobento: wie immer im Rahmen einer One-Man-Show werden die japanisch inspirierten Köstlichkeiten vom Chef nicht nur zubereitet und hübsch angerichtet, sondern nun sogar persönlich nach Hause geliefert und mit der gewohnt appetitanregend enthusiastischen Beschreibung überreicht. 9.99 EUR pro Bentobox, Gratislieferung in Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Neukölln. Umliegende Bezirke anfragen. Bestellung per SMS an 0176 55228792.

Daniel's Eatery @The Hidden: Daniel kocht und backt gesunde Leckereien vor, die zuhause nur noch in den Ofen geschoben oder in einfachen Schritten fertig zubereitet werden können. Mittwochs gibt es DIY Quiches und Freitags tolles Dinner with Flowers in Zusammenarbeit mit dem Floristik Studio Horeis. Zu Ostern gibt es auch ein spezielles Ostermenü! Bis zum Vorabend bestellen und dann Mi bzw Fr zwischen 16-18 Uhr im The Hidden in der Heinrich-Roller-Str. 8 abholen.

8greenbottles: der kleine Naturweinladen im Prenzlauer Berg verschickt "Stayhome" Pakete per Fahrradkurier. 3 wöchentlich wechselnde, handverlesene Naturweine und ein Goodie (mal ein Cookie vom benachbarten, köstlichen Cookies & Co, mal ein veganer Donut von Brammibal's, oder diese Woche Salzmandeln von der wunderbaren Jazzbar Rhinoçéros) für 49 EUR, Lieferung inklusive. Bis 16 Uhr bestellen und noch am gleichen Tag die Isolation schön trinken!

RosaCaleta: wer im 4km Umkreis des RosaCaleta wohnt, muss auch in Coronazeiten nicht auf Guava Jerk Tofu oder Chicken und andere jamaikanische Delikatessen verzichten und kann sich diese Mi - So zwischen 15 - 19 Uhr liefern lassen.

Bananas & Breads: dem ein oder anderen ist dieser auf Bananabread spezialisierte Bäcker vielleicht bekannt vom African Food Market. Nun liefert Banana & Breads persönlich zwei Mal die Woche leckere Bananenkuchen für 16 EUR pro Laib aus. Bis Mo oder Do 12 Uhr bestellen, geliefert wird dann am Di oder Fr bis an die Haustüre.

Pappa e Ciccia: der chice Italiener hat sich flux zum Take Away Lasagneria Club gewandelt. Seit Ende März gibt es Mo - Fr 12 - 18 Uhr Lasagne in drei verschiedenen Varianten (klassisch "Ragu", vegetarisch, vegan), Tiramisu und wechselnde Wochenspecials zum Mitnehmen. Früh kommen, sonst ist es auch schonmal nachmittags ausverkauft.

Hokey Pokey: ganz ohne Schlangestehen kann man jetzt die beliebtesten Sorten der Eispatisserie im Halbliter Becher per Lieferando erstehen und zuhause am offenen Fenster oder auf Balkonien genießen.

Standard Pizza: die "serious Pizza" neapolitanischer Art gibt es täglich zum Mitnehmen und wird in das PLZ Gebiet 10115, 10119, 10405, 10435, 10437 geliefert - Mindestbestellwert für Lieferung ist 35 EUR. Die wechselnde Karte ist auf Instagram zu finden. Auch Pizzateig zum selbst belegen und backen ist erhältlich!

Canal: mit diesen edlen Pistazien-Himbeer oder Earl Grey Eclairs lässt sich auch der trögste Home Office Nachmittag aufmotzen. Mindestbestellwert ist allerdings 17 EUR, da muss man sich schon ganz schön die Zuckerkante geben. Dazu kommt die Liefergebühr, je nach Entfernung 3-5 EUR. Geliefert wird Mi - Sa von 15:30 bis 18 Uhr.

Korean Food Stories: jede Woche gibt es einen anderen Hit von der Speisekarte dieses feinen kleinen koreanischen Restaurants auf der Prenzlauer Allee. Nur Lunch, nur zum Mitnehmen. Hier vorbestellen.

Kanaan: ab Di 7.4. gibt es täglich von 12-20 Uhr süchtig machendes Hummus zum Mitnehmen von der neuen Adresse des israelisch-palästinensischen Restaurants in der Schliemannstr. 15, Prenzlauer Berg oder Lieferung per Lieferando.

Bekarei: die köstlichen portugiesischen und griechischen Backwaren der Bekarei werden jetzt auch gegen eine Liefergebühr von 2 Eur in großem Radius um die beiden Filialen im Prenzlauer Berg und Kreuzberg ausgefahren. Wie wäre es mit einer Pastel de Nata Box, feine Pita oder Burger Buns zum selbst belegen daheim... Mindestbestellwert 15 EUR.

Shuga: erst vor Kurzem habe ich diese neue kleine, hervorragende Patisserie entdeckt und ich möchte die Babka und Rugelach nicht mehr missen! Lieferung (mindestens am Vortag bestellen) im Prenzlauer Berg gratis, Mitte, Wedding und Pankow 5 Eur, andere Bezirke nach Absprache. Mindestbestellwert 25 EUR, oder Take Away von Fr - So 9 - 13 Uhr in der Gleimstr. 42.

Bleibt zuhause, wascht die Hände, esst gut und unterstützt eure Nachbarn und betroffene kleine Businesses!