Nimmersatt unterwegs: Kuzusakura in Tokyo

Wie bereits erwähnt, halte ich mich momentan in Tokyo auf, darum gibt es heute mal keine Restaurantempfehlung, sondern einen kleinen Bericht über eine meiner schon jetzt zahlreichen Entdeckungen auf japanischem, kulinarischem Gebiet.
Diese hier zu machen, fällt auch wirklich nicht schwer, Essen ist definitiv ein ganz großes Thema in Japan. Man braucht nur den Fernseher einschalten und kann sich sicher sein, dass auf mindestens einem von sagen wir mal fünf Programmen eine Kochsendung kommt und auf einem weiteren Restaurants getestet werden, wobei mindestens 3 mal in der Minute das Wörtchen "oishii" (lecker!) fällt.
Die Restaurantdichte auf den Straßen Tokyos ist sehr hoch, häufig sind diese auf ein bestimmtes Gericht in all seinen Varianten spezialisiert. Diese Spezialisierung führt dazu, dass die Rezeptur aufs äußerste ausgereift ist und eigentlich immer mit sehr viel Können gekocht wird. Hier wird sich nicht verzettelt, sondern ganz aufs Wesentlich konzentriert.
Neben den zahlreichen Restaurants gibt es sehr viele ebenso spezialisierte Lebensmittelläden, die z.B. nur frischen, hausgemachten Tofu verkaufen, oder ausschließlich Reiscracker oder nur Wagashi, feinste japanische Süßigkeiten, die traditionell zum Tee genossen werden.
Wichtig ist in Japan in fast allen Bereichen des Lebens die jeweilige Jahreszeit. Genauso wenig wie jemand einen Kimono mit Sakura-Muster im Herbst tragen würde, käme kaum jemand auf die Idee Yudofu im Hochsommer oder Zaru Soba im Winter zu essen.
Gleiches gilt natürlich auch für Süßigkeiten. So wird im Sommer darauf geachtet, dass diese einen erfrischenden Charakter haben: nicht zäh, klebrig, übermäßig süß und schwer, sondern leicht, feucht, oft jelly-artig, mit einem Hauch von fruchtigem Aroma. Eine solche Spezialität, die nur von Mitte April bis Ende August hergestellt wird, ist Kuzusakura. Dabei handelt es sich um eine Form von Mizu Manju, "Wasser-Süßigkeiten", aus Bohnenmehl hergestellte, glibberige Klöse, meist gefüllt mit süßer Azukibohnenpaste. Im Falle von Kuzusakura hat diese Füllung, wie der Namensbestandteil Sakura bereits verrät, Kirschgeschmack. Diese Klöse werden mit einem Blatt (mal echtes Laub, mal unechtes wie auf meinem Photo) umwickelt, so dass man sie einfacher halten kann, ohne sich die Finger zu verkleben, außerdem sieht das natürlich auch hübsch aus.
Im besten Fall, wie bei diesem für unter 1 Euro in einem schönen Dango-Laden in Shinjuku ergatterten Prachtstück, ist ein Kuzusakura leicht süß, was gut zur Bitterkeit des Grüntees passt, den man dazu trinken sollte, hat nur ein zartes Kirscharoma, um den Geschmack des Grüntees nicht zu verfälschen und erfrischt durch das Kühle des glibberigen Teiges, der trotz unterschiedlicher Konsistenz in etwa die gleiche Festigkeit aufweist, wie die Füllung. Außerdem muss eine solche Süßigkeit frisch zubereitet sein und sollte am selben Tag noch gegessen werden.
Neben Sakura, also Kirsch(blüten)geschmack, sind Matcha (Grüntee), Kurogoma (schwarzer Sesam) und Aprikose, alle meist mit der bereits erwähnten Azukibohnenmusfüllung, die häufigsten Geschmacksrichtungen von Namagashi, den frischen, feuchten Sommersüßigkeiten.
Aber auch aus Europa übernommene Süßigkeiten wurden anhand dieser Zutaten "japanisiert". Dazu demnächst mehr...

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