Werkstatt der Süße

Zur Feier der (noch unfertigen) Umgestaltung des Nimmersatt Blogs heute eine Empfehlung für eine absolute Perle im Prenzlauer Berg, ein Muss für jeden Träger eines Sweet Tooth!

Kleine Kunstwerke! Anders kann ich die Köstlichkeiten nicht bezeichnen, die man in der Patisserie mit dem Namen Werkstatt der Süße bewundern und sich einverleiben kann. In Anbetracht der Kreativität und der Kunstfertigkeit mit der hier gewirkt wird, könnte man es auch als Atelier der Süße bezeichnen. Kein Wunder, ist der Patissier, dem wir diese Wunderwerke zu verdanken haben doch auch kein Unbekannter, sondern einer der ganz Großen seiner Zunft. Guido Fuhrmann war in Spitzenhotels tätig und beliefert diese auch weiterhin - in seinem kleinen Café im Prenzlauer Berg kann aber auch jedes Normalschleckermaul in den Genuss seiner süßen Kreationen kommen. Die ideale Medizin gegen triste Stimmung, die sich an grauen, regnerisch-kalten Herbst- oder Wintertage nur allzu leicht einschleicht.
Beim Anblick des mit weißer Schokolade umhüllten Ananaskegels, der Rooibos-Karamelltörtchen, der Grüntee-Apfeltart, der unterschiedlichen Schokokuvertüren, der schimmernden Zuckerperlen, der riesigen, makellosen Brombeeren, die sich in einem Sahnewölkchen zwischen zwei Schokoteigböden kuscheln geht die Sonne auf! Spätestens beim ersten Bissen, nach einiger Überwindung mit der Gabel brutal in das filigrane Meisterwerk zu stechen, wähnt man sich im Paradies.
Verschiedene Konsistenzen sind hier perfekt kombiniert, es knuspert, es knackt, es prickelt, es schmilzt auf der Zunge - alles zugleich! Das Kleinod meiner Wahl war ein unheimlich luftig und gleichzeitig maximalst cremiges Schokomousse in einem pudrigen Safran(?)-Mäntelchen, gekrönt von einem herrlich fruchtigen und nur leicht herben Cassismousse mit Heidelbeerhälften on top und einem hauchzarten Schokoladenblättchen.
Ebenfalls zum Tränen in die Augen bekommen vor lauter Entzückung war das vielschichtige Kunstwerk auf dem Teller meines staunenden Begleiters. Es bestand aus einer unheimlich aromatischen Sanddornmasse mit wunderbarer Dichte, versetzt mit Inselchen aus einer Marzipancreme auf einem lockeren Mohnteigboden und geziert mit einer verspielten Welle aus weißer Schokolade. Ein wahres Geschmacksfeuerwerk!
Nach jedem Biss muss man erstmal einen Moment innehalten und begreifen, was da alles im Mund vor sich geht!
Auch der Espresso, serviert in einem hübschen Glas und mit dem für mich obligatorischen Wasser dazu, wurde gelobt. Vorallem das dazugereichte kleine Gebäck, ein schokoladig-mandelig-beerig-saftiges Häppchen Gaumenfreude, war so gut, dass ich gleich noch ein weiteres hinterher geordert habe - klein aber unglaublich fein!
Die Preise sind angemessen: um die 3 Eur kostet ein Törtchen, das ist in Anbetracht der aufwendigen Handarbeit, der hochqualitativen Zutaten und des Geschmackserlebnisses keinesfalls zuviel. Außerdem gibt es Pralinen und andere kleine Glücklichmacher und das übliche Café-Getränkeangebot.
Eine schöne Sache finde ich auch die Schauküche, die in das Café integriert ist, die eigentliche Werkstatt der Süße also. Hier hat man die Gelegenheit die Entstehung der Köstlichkeiten zu beobachten. Neulich war schon allerlei weihnachtliches Naschwerk auf dem Arbeitstisch gestanden und ich musste an die Werkstatt der Weihnachtswichtel denken. Alberne rote Zipfelmützen hat aber niemand getragen.

Ganz ehrlich, ich komme selten ins Schwärmen wenn es um Backwaren aus Berlin geht. Allzu häufig finde ich was Bäckereien und Konditoreien hier anbieten eine hart an der Grenze zum Ungenießbaren entlangschrammende (manchmal diese sogar überschreitende) Frechheiten. Sehr vieles kann ich selbst besser backen. Vieles ist speziell im Vergleich zu dem was ich im Süden der Republik, in Frankreich oder in Japan an Törtchen, süßen Stückchen, Petit Fours, Pralinen usw schon verköstigt habe eine absolute Schande.
Umso glücklicher machen mich Orte, wie die Werkstatt der Süße, die die Fahne hochhalten auf diesem Schlachtfeld und mit Können, Qualität, Geschmack, perfekter Gestaltung und Ideen überzeugen. Die stolz sein können, auf das was sie schaffen und anbieten. Die ich mit Freude und bestem Gewissen weiterempfehle. Ich hoffe, diese Pâtisserie findet genug treue Fans und die Beachtung, die es braucht um uns noch lange erhalten zu bleiben!


Werkstatt der Süße

Husemannstraße 25
Berlin-Prenzlauer Berg [click here to see map!]


Tram M10 Husemannstr, U2 Eberswalder Str

geöffnet: Di bis So: 10.00 bis 18.00 Uhr

Soundtrack zum Artikel hier ;)

Viva Mexico!

Dieses Restaurant wurde mittlerweile leider geschlossen!

Auf der Suche nach einem guten mexikanischen Restaurant bin ich vor Kurzem auf einen Artikel über das Viva Mexico! bei den Kollegen von der Berliner Fresse gestoßen. Deren Bewertung war zwar eher durchwachsen, doch das Kommentar der Tochter der Restaurantbetreiberin und Köchin war so symphatisch, dass es gleich beschlossene Sache war, diesen Laden zu testen. Zumal ich schön öfter dort vorbei geradelt bin und so eine Ahnung hatte, dass es sich hier um einen Geheimtipp handeln könnte. Irgendwie strahlt das Viva Mexico! den Charme von Selbstgemachtem aus, sowohl was das äußere Erscheinungsbild als auch was das Essen angeht. Unhip, ohne jeglichen Mitte-chic, dafür umso liebenswerter und Authentizität verheißender!
Besonders diesen Abschnitt des Kommentars über die Köchin fand ich toll: "well, all she wanted was to be able to eat mexican food and tortillas and salsas and all that weird stuff we call food, now, she didnt realise that she as a vegan would have to cook meat(she has a very big problem touching it…)and yes at the begining she even sold pork, but then she got very tired of it, so she took it of the menu, now we’re facing the steak problem, ok we accept that some people like eating dead animals, including myself, and now she forces herself to cook it when needed, it doesnt always work, but hey, she tries…" Klingt ehrlich, in ihrer Offenheit direkt lustig und zudem vielversprechend für mich als Vegetarierin und klare Ansage für alle Fleischesser, dieser Leidenschaft wohl besser woanders zu fröhnen..
Wie daraufhin zu erwarten ist das Angebot an vegetarischen Speisen im Viva Mexico! erfreulich groß. Vegan war allerdings dank Käse und Sauerrahm kaum etwas auf der Karte.
Sehr lecker waren die fleischfreien Gerichte allemal und zum Glück kam auch der Burrito mit Hühnchen gut an und wurde auf Wunsch ohne Käse zubereitet.


Meine Quesadilla lächelte mich freundlich mit Guacamoleauge von meinem Teller aus an, wahlweise hätte ich sie auch mit Salatfrisur haben können. Wir wurden gleich Freunde!
Besonders die Guacamole, sowieso ein Dip-Favorit meinerseits, war sehr gelungen im Viva Mexico!. Aromatisch mit Koriander verfeinert.. mmmmh!


Ebenso entzückend waren die Totopos aka Tortilla-Chips, die so lecker waren, dass ich sie genauso wie die dazugereichten Salsas für hausgemacht halte. Die Totopos gabs zum Knabbern, aber auch eingeweicht in der feinen Aztekensuppe mit Tomaten und Guacamole. Schmeckte prima und war mal was ganz anderes!


Lobens- und probierenswert sind auch die Margaritas, serviert mit dem obligatorischen Salzrand und geziert mit nackter Plastikschönheit zum Rumrühren.

Ach und noch eine kleine Warnung: nicht erschrecken auf dem Weg zur Herrentoilette - die erstarrte Band im Nebenzimmer ist nicht echt, nur aus Pappmaché und will doch nur spielen!
Eigentlich sind sie Dekoration zum Tag der Toten, der in Mexiko ja intensiv gefeiert wird, doch im Viva Mexico! musizieren sie ganzjährig still vor sich hin.

Viva Mexico!
Chausseestr. 36
10115 Berlin [click here to see map, please!]


U6 Zinnowitzer Str oder Schwartzkopffstr
Tram M6, M8, 12

Mo-Do: 17:00 - 23:00 Uhr
Fr-So: 17:00 - 24:00 Uhr

Tel. +49 30 2807865

Relais de Savanne

Seit einiger Zeit liest und hört man ja recht viel über das afrikanische Viertel im Wedding. Da gibt es Führungen, Vorträge, Feiern und in der Presse wird auch gerne mal ein Loblied auf den "neuen, bunten Wedding" gesungen.
Bei mir zuckt bei solchen Formulierungen ja eher die linke Augenbraue bis fast zum Haaransatz, aber mein Interesse war trotzdem geweckt. Darum habe ich mich neulich mal zu einem kleinen Rundgang durch das Viertel (wieso man in diesem Fall "Viertel" sagt und sonst in Berlin immer "Kiez" ist mir nicht ganz klar, aber ich halte mich hier an den schon üblich gewordenen Wortgebrauch) nördlich der Amrumer Straße, wo die Straßen Namen afrikanischer Städte und Staaten tragen.
Das dort Gesichtete fand ich eher ernüchternd: ein paar Telephonläden, afrikanische Friseurbedarfläden mit bunten Haarsträhnen zum Einflechten, ein Dönerimbiss "Zum Kameruner" und ein kleiner Supermarkt mit afrikanischen Lebensmitteln. Kein interessantes Restaurant weit und breit und kaum Leute auf der Straße... Klar, ich habe nun auch kein afrikanisches Viertel wie in Paris erwartet, aber ein bisschen mehr dann doch, was den Hype begründen könnte. Ich will die Gegend nicht schlecht machen, ist sicher ne nette Nachbarschaft. Vielleicht bin ich auch blind durch die Gegend geirrt und habe alles Interessante übersehen? Bin für Tipps offen!

Wie auch immer, ich bin am Ende dank des TAZ Artikels doch noch in den Genuss leckerer togoischer Küche gekommen.
Allerdings muss man dazu erst nochmal ein gutes Stück mit der Tram zur Prinzenallee fahren, zwar immer noch im Wedding, aber weit entfernt vom eigentlichen afrikanischen Viertel. Hier findet sich das Relais de Savanne: Treffpunkt, Café, Bar, Restaurant und Veranstaltungsort mit superfreundlicher Betreiberin. Hereinkommenden Gästen winkt sie fröhlich aus der Küche zu und begrüßt jeden mit absolut herzerwärmendem Lächeln. Sie scheint auch die einzige zu sein, die wirklich weiß, was es heute zu essen gibt - während der junge Mann, dem wir unsere Bestellungen aufgaben erst nochmal nach draußen rannte, um auf der dort aufgestellten Tafel nachzusehen was das Tagesgericht war...
Leider war eine von einer Freundin bestellte Thunfisch Paté nicht zu haben, aber ansonsten kam alles wie geordert und war wirklich fein. Besonders die fritierten Kochbananen hatten es uns angetan. Sehr fruchtig, aromatisch und leicht karamelisiert an den Rändern - einfach toll! So gut hatte ich diesen Standard vieler afrikanischer und karibischer Küchen nur selten. Dazu gab es wunderbare Schwarzaugenbohnen, ein wenig Salat und eine tolle hausgemachte würzige Hotsauce - absolutes Comfortfood für mich!
Mit solchen simplen aber köstlichen Gerichten kann man mich vollkommen glücklich machen. Bei den einfachen Dingen zeigt sich bekanntlich das Können des Kochs, bzw der Köchin.
Auch das gemischte Gemüse mit Erdnusssauce und Couscous war sehr gut und reichlich.
Das alles lässt sich in angenehmer Atmosphäre in den hellen Räumlichkeiten mit großen Gemälden an den Wänden und Tüchern aus afrikanischen Stoffen auf den Tischen genießen. Außerdem läuft schöne Musik, viel afrikanischer Reggae.

Nur eins sollte man nicht unbedingt tun und das ist getrennt bezahlen wollen: dass sorgte bei dem freundlichen Herrn, der zum Abkassieren zu uns kam für einiges Kopfzerbrechen, Verwirrung und längere Rechen- und Bedenkzeiten, bei meinen Begleiterinnen teils zu Ungeduld, teils zu Belustigung.
Beim Gehen hat die Chefin noch mit uns mit einem Glässchen Zuckerrohrschnaps angestoßen und uns zum Grande Soiree Togolaise eingeladen, der am 25.10. im Relais de Savanne stattfinden wird.

Ein sehr sympathischer Laden, den ich gerne weiterempfehlen möchte, sei es für das Konzert Ende des Monats oder einfach für einen schönen Abend mit gutem Essen unter netten Leuten - im wirklich nicht so grauen Wedding ;)

Relais de Savanne
Prinzenallee 33
Berlin - Wedding [click to see map!]


U-Bahn U8 Pankstraße
Metrotram 13, Tram 50 bis Osloer Straße/Ecke Prinzenallee
Metrobus 27, Bus 255 bis Prinzenallee/ Ecke Soldiner Straße

Tel. 030 493 079 19

geöffnet: Dienstags - Sonntags
11.00 Uhr bis 2.00 Uhr