Schneeweiss

Schon als ich noch in Japan weilte, wurde mir kräftig von einer Restaurant-Neuentdeckung in Friedrichhain vorgeschwärmt. Mit Käsespätzle und Kräutersaitlingen wurde mir der Mund wässrig gemacht, so dass ich gleich nach meiner Rückkehr nach Berlin unbedingt dieses Restaurant ausprobieren wollte.
Nun hat es doch ein bisschen länger gedauert, bis ich in den Genuss der "alpenländischen" Küche des Schneeweiss gekommen bin, aber das hat die Vorfreude nicht gemindert. "Alpenländisch", das heisst süddeutsche und österreichische Spezialitäten, sowie italienische Einflüsse. Und das scheint schwer in Mode zu sein, in Prenzlauer Berg, Mitte und eben Friedrichshain sprießen trendige Restaurants und Läden aus dem Boden, die sich kulinarisch im Süden der Republik verorten. Vom schwäbischen Bäcker, zum Knödelrestaurant zur Palatschinken Bar (demnächst auf diesem Blog)- es scheinen sich wohl so einige Bewohner eben jener Stadtteile nach Omis Küche zu sehnen...
Mir solls recht sein, ist dies doch eine willkommene Abwechslung zum Thai-Inder-Italiener-Einheitsbrei, der wenig authentisch daherkommt und trotzdem vielerorts die Restaurantszene beherrscht. Dann doch lieber mal Hausmannskost, Wiederentdeckung von Altbewährtem ist ganz und gar keine schlechte Sache!
Und wenn sie dann noch so modern und elegant daherkommt, wie bei Schneeweiss ist das Feinschmeckerherz schnell überzeugt. Obwohl, "schnell" ist wohl das falsche Stichwort... Bei meinem Besuch dort musste ich mich und meinen knurrenden Magen schon ziemlich in Geduld üben - 20 Minuten warten bis überhaupt mal die Karte kommt und über eine Stunde bis das Essen auf dem Tisch steht, finde ich einfach zu lang! Ich habe mir allerdings sagen lassen, dass das sonst nicht so lange ginge. Wollen wirs hoffen!
Wie auch immer: das Warten lohnt sich! Auf der täglich wechselnden Karte finden sich viele schöne Dinge, zum Glück (obwohl das Restaurant wohl für seine Wiener Schnitzel mit lauwarmem Kartoffelsalat berühmt ist) auch viele vegetarische Schmankerln, die die Auswahl nicht gerade leicht gestalten.
Die Kartoffelrolle mit Pfifferlingsfüllung und karamellisiertem grünen Spargel und anderem Gemüse war definitiv eine gute Entscheidung, sehr fein und so noch nie gesehen. Ein gutes Beispiel für die ungewöhnliche, kreative Verwendung von altbekannten Zutaten. Für meinen Geschmack hätte (jaja, typisch süddeutsch) ein wenig mehr Sauce nicht geschadet. Aber naja, lieber ein bisschen trocken als in Saucenkleb erstickt, wie der allgegenwärtige Gemüseteller im Landgasthof jeder deutschen Provinzstadt. So kam das Aroma der einzelnen Zutaten schön deutlich heraus, sowohl der Eigengeschmack der Kartoffeln aus denen der "Teig" der Rolle bestand, als auch das der Pilze, sowie des lecker-knackigen Gemüses.
Die hausgemachten Ravioli mit Dörrtomaten-Ricotta-Füllung meiner Begleiterin waren auch wunderbar, wenn auch nicht ganz so überraschend und raffiniert wie die Kartoffelrolle. Die Ravioli hatten die Größe von Maultaschen und waren schön bissfest. Die Füllung war wunderbar intensiv fruchtig-tomatig, da das Aroma einer getrockneten Tomate ja viel konzentrierter ist als in ihren frischen Artgenossen.

Beide Gerichte waren reichlich und und gut füllend, Überlegungen ob an einem heißen Sommertag eine leichtere der alpenländischen Küche vorzuziehen wäre entgegenkommend jedoch zum Glück ohne tonnenschwer im Magen zu liegen.
Wer wie ich nicht so ein Weintrinker ist, dem sei zur Rhabarber-Schorle geraten - sehr erfrischend!

Fazit: empfehlenswert zu allen Jahreszeiten, sowohl zum Draußensitzen, als auch zum Aufenthalt im dem Namen alle Ehre machenden chic ganz in Weiß gehaltenem Innenraum. Reservieren sollte man unbedingt und etwas Zeit einrechnen vorsichtshalber. Außerdem Vorfreude auf ein tolles Essen mitbringen.
Und vielleicht nochmal bei der Bedienung nach der Story zu ihrem Mieze-Tatoo fragen. Die Geschichte, das ihre sämtlichen drei heißgeliebten Kater so hießen, es darum zu ihrem Spitznamen wurde und sie dann auch noch einen Mann kennen- und liebengelernt, der genauso hieß, klang doch fast zu schön um wahr zu sein... ;)


Schneeweiss

Simplonstr. 16 [click here for map, please]
Berlin-Friedrichshain

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Nimmersatt, deine Eindrücke können wir nur bestätigen. Fader Service, aber super Essen.

Anonym hat gesagt…

Kann mich nur anschliessen, war vor 2 Jahren mal mit 15 Leuten dort, der Service scheint sich ja nicht verbessert zu haben. Die Leute wirkten für mich wie studenten im Nebenjob als den Preisen und ambiente angemessenen Angestellten.

Ich hatte damals Hirsch oder Reh und war begeistert.

Anonym hat gesagt…

Neulich auch da gewesen und leider nichts Besonderes serviert bekommen. Die gefüllten Ravioli mit Ricotta waren noch schlechter, als gekaufte aus dem Kühlregal und das georderte Fleischgericht war für das gebotene Mittelmaß überteuert. Dazu ein unaufmerksamer Service. Normalerweise wird ja das Essen zweimal probiert bevor einem Restaurant die Abfuhr erteilt wird, aber irgendwie ist das Publikum so unangenehm trendy, dass sich das wohl nicht mehr angetan wird.

Julia hat gesagt…

oha, schade, dass sich dieses Restaurant scheinbar so zum schlechten wandelt. Anstatt den Service zu verbessern, wird sich jetzt auch noch mit dem Essen weniger Mühe gegeben? Tzzzz, schade drum.. Dabei war das Essen damals wirklich gut, als ich dort war.

Anonym hat gesagt…

Vielleicht hatten die ja auch nur einen schlechten Tag ;-)

Als nächstes steht mal wieder dieses Knödelrestaurant in Mitte auf der Liste (irgendwie wird da nur des Abends dran gedacht, wenn die Lokalität schon zu hat)

SpeckTieger hat gesagt…

Hallo Nimmersatt! Bin vor kurzem aus Österreich nach Berlin gezogen und auf der Suche nach Restaurants und Reviews auf deinen Blog gestoßen. Werde auf jeden Fall einige der Restaurants ausprobieren, das Hummus Cafe Zula steht ganz oben auf meiner Liste. Ich dachte aber ich hinterlasse allen Feinschmeckern aus Berlin einen kleinen Hinweis auf richtig leckere österreichische Spezialitäten: www.dankebauer.com - hier kann man nicht nur Speck bestellen sondern auch ausgezeichnetes Kürbiskernöl und vieles mehr. Manchmal überkommt einen ja doch die Lust auf heimisches (in meinem Fall) und vielleicht möchte ja jemand von Euch einmal ausprobieren was die Nachbarn tun. :-)

Frank hat gesagt…

Wer einen wirklich guten Österreicher sucht, ist auf jeden Fall im "Sissi" in Schöneberg bestens beraten. Der Laden ist saugemütlich; die Bedienung auf Zack und mit viel Witz und die Küche ein Gedicht. Also nix wie hin ...