Mit Vorsicht zu genießen!

Da schreibt man nun einen Blog darüber, wo man in Berlin gut essen gehen kann und heute flattert von allen Seiten die Negativliste des Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsamt Pankow ins Haus. In dieser wimmelt es nur so von Hygienemängeln, Rattenbefall und sonstigen Misständen in Restaurants dieses Bezirkes. Erstellt wurde diese Liste im Rahmen des Smiley Projektes Pankow, mehr dazu hier [click!].
Was soll man davon halten? Es ist natürlich leicht nun mit "Schmuddelrestaurants" zu titeln, "iiiih" zu schreien und mit gerümpfter Nase an den gelisteten Lokalen vorbeizumarschieren. Klar, ich war auch erstmal froh, keines der von mir auf dem Nimmersatt Blog empfohlenen Restaurants auf der Liste vorzufinden. Und auch klar: ich werde sicherlich auch nicht gleich morgen in eine der angeprangerten Gaststätten marschieren und mit größtem Appetit dort essen. Aber trotzdem sollte man auch diese Liste etwas differenziert betrachten.
Erstens haben sich die Restaurants so weit ich das verstehe, freiwillig checken lassen. Das deute ich schonmal als guten Willen - was es zwar nicht leckerer macht, aber ich frage mich eben: wie sieht es in den Küchen aus, die die Prüfung gar nicht erst zugelassen haben...
Zweitens liegen viele Checks schon mehrere Monaten zurück, möglicherweise hat der Betreiber mittlerweile einiges getan, um die Situation in seinem Restaurant zu bessern? Ich bin allein heute zufällig an zweien vorbeigekommen, die auf der Negativliste stehen und jetzt renovieren (Asuka Sushi in der Gleimstr und die Kamps Filiale in den Schönhauser Allee Arkaden)!
Das heißt, vielleicht meidet man ein zwar gelistetes, aber mittlerweile hergerichtetes Restaurant, in dem nun gar nichts mehr zu bemängeln ist und geht dafür in eines, dass zwar nicht auf der Negativliste steht, aber viel schmutziger ist und sich aus gutem Grund gar nicht erst untersuchen gelassen hat... Sprich, allzusehr sollte man sich auf so eine Liste nicht verlassen!
Es bleibt nur zu hoffen, dass einige bisher nachlässige Gaststättenbetreiber nun aufwachen und es in Zukunft besser mit der Hygiene halten. Sehr sehr bedenklich sind wiederum vor allem jene Betriebe, die mehrfach gecheckt und für schlecht befunden wurden - hier mangelt es demnach wohl nicht nur an Sauberkeit, sondern auch an Einsicht.

Aber dann gibt es ja zum Glück auch noch die Positivliste! Hier kann man also die Guten finden, bei denen alles vorbildlich blitzt und blinkt. Leider ist diese Liste noch sehr kurz! Gerade mal fünf Betriebe sind dort gelistet (davon drei Seniorenheime (!?), bislang nicht gerade meine favorisierten Hangouts..) - mickrig im Vergleich zur Negativliste. Aber naja, 60 Betriebe sollen in näherer Zukunft getestet werden. Wollen wir hoffen, dass sich da noch einige zur guten Seite der Macht gesellen ;)
Erfreulich war die Überraschung, dass das einzige auf der Positivliste genannte Café auch schon hier auf Nimmersatt von mir empfohlen wurde! Es handelt sich um das Café Paula in der Florastr, das sich seinen Smiley redlich verdient hat. Ein schönes Café durch und durch, also nichts wie hin und lasst es euch dort schmecken!
Ich bin mal gespannt, ob nun bald weitere Bezirke nachziehen und auch Listen erstellen.

9 Kommentare:

Wasabi hat gesagt…

Nene, die Restaurants auf der Negativliste haben sich nicht freiwillig testen lassen, sondern das sind die Ergebnisse der der routinemäßigen, nicht angekündigten Kontrollen der Lebensmittelaufsicht! Auch für die Positivliste geht es "nur" darum, bei den Kontrollen die gesetzlichen Bestimmungen zu erfüllen.
Ehrlich gesagt fehlt mir ja der Glaube, dass ein Restaurantbetreiber, der bisher eine Dreckbude hatte, nach einer Renovierung auf einmal (aus tiefer Einsicht?) anfängt, auf die Sauberkeit zu achten. Aber wer gerne diesen Läden noch eine Chance geben möchte, der kann das ja jetzt tun.

Julia hat gesagt…

Hallo Wasabi, danke für deine Meinung :)
Hier ein Zitat zur Freiwilligkeit:"Noch ist der Smiley ein Versuch, der auf freiwilliger Basis und in kleinem Rahmen läuft. Das Interesse der Unternehmen ist aber eindeutig vorhanden." ... "Bisher müssen in Deutschland die Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelkontrolle nicht automatisch veröffentlicht werden."
Das heißt, die Restaurants haben der Veröffentlichung freiwillig zugestimmt, nicht der Prüfung. Immerhin.

Und noch ein Zitat zur Positivliste:"Der Smiley wird an Betriebe und gastronomische Einrichtungen vergeben, die bei der amtlichen Lebensmittelkontrolle eine überdurchschnittliche Qualität und Hygiene nachgewiesen haben."

Anonym hat gesagt…

Hallo,

die Freiwilligkeit bezieht sich doch "nur" m. E. auf den Smiley, nicht jedoch auf die Negativliste. Auf diese werden die Betriebe bei dauerhaftem Verstoß aufgenommen.

Wasabi hat gesagt…

Ähm Moment, genau lesen! Die Veröffentlichung der Negativliste hat mit der Smiley-Vereinbarung nichts zu tun (und die Betroffenen wären ja auch schön blöd, hätten, sie der Veröffentlichung zugestimmt.)

Was es mit der Smiley-Vereinbarung auf sich hat, steht ausführlicher in dem pdf "Vereinbarung Smiley aktuell" auf der Webseite Pankows:
Den Smiley bekommen Betriebe, die sich für das Projekt anmelden und bei der ersten unangekündigten Kontrolle danach mindestens 90% der Punkte des Bewertungsbogens erhalten, d.h. "Betriebe, die im Rahmen der amtlichen Lebensmittelüberwachung mit sehr gut oder gut bewertet werden.". Dazu heißt es dann weiter: "Das Smiley-System soll einen Anreiz schaffen, die geltenden Vorschriften einzuhalten [...]. Mit der Teilnahme am Smiley-System ist keine Erhöhung der Kontrollfrequenz oder eine Veränderung der Anforderungen der amtlichen Lebensmittelüberwachung verbunden."

Also "überdurchschnittlich" heißt m.E. nicht, dass hier noch höhere Anforderungen als die gesetzlichen Vorschriften erfüllt werden müssen, sondern lediglich, dass diese Betriebe ein sehr gutes/gutes Ergebnis haben und damit besser als der Durchschnitt der Betriebe sind. Also quasi wie in der Schule - mit einem "befriedigend" ist man nicht durchgefallen, sondern eben Durchschnitt im Vergleich zu den Einserkandidaten. (Und ich als olle Streberin würde mich beim Essengehen tatsächlich an den Einserkandidaten orientieren, wenn sich das System durchsetzen sollte!)

viele Grüße, Wasabi

Anonym hat gesagt…

Also nochmal zusammengefasst: Die Betriebe haben weder den Kontrollen noch der Veröffentlichung der Negativergebnisse zugestimmt. Damit fällt natürlich auch der Rest der Argumentation des Artikels. Das gilt insbesondere dann, wenn man die Begleitberichterstattung dazu angeschaut (etwa im RBB), die insbesondere nochmal die Fotos gezeigt hat (damit wurde auch klar, dass niemand so blöd ist, solchem freiwillig zuzustimmen), als auch eine gewisse fehlende Einsicht bei den Betreibern, und drittens eben der Hinweis, dass die Argumentation der Gegner der Veröffentlichung (nämlich dass man solche Restaurants einfach schließen soll) nicht greift, weil das Restaurant von den Behörden wieder geöffnet werden muss, wenn der Mangel abgestellt wurde - egal ob das bereits das 3. oder 5. Mal war.

Und nicht vergessen darf man auch, dass es sich bei den Beanstandungen nicht um ein dreckiges Handtuch oder ein Haar in der Suppe gehandelt hat. Nein, da wird schon völlig zurecht an den Pranger gestellt, auch wenn du vielleicht etwas empfindlicher reagierst, weil es sich hauptsächlich um asiatische Restaurants handelt.

Julia hat gesagt…

Huch, ne quatsch, ob das nun asiatische oder andere Restaurants sind, ist mir völlig wurscht. Ich bin wahrlich kein Fan von jedem x-beliebigen "Asia Imbiss", von denen tatsächlich eine größere Anzahl auf der Liste vertreten waren (vllt auch einfach, weil es viele davon gibt..). Wie gesagt, ich habe keines der Restaurants auf der Negativliste je empfohlen - aus gutem Grund! Dafür bedarf es dieser Liste nicht, meistens sieht man es Restaurants schon an, riecht es oder kann es an 0815 Speisekarten und lieblosen Gerichten erahnen, wie sorgfältig da mit dem Essen und dem Wohl des Gastes umgegangen wird... Sehr selten ist es wirklich "vorne hui, hinten pfui". Ich habe ja auch auf schon öfter hervorgehoben, dass ich ein Freund offener Küchen bin - da sieht man gleich wie appetitlich es zugeht.
Mein Punkt ist einfach, dass eine solche Liste nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Das mit der Freiwilligkeit war ein Missverständnis meinerseits, das hat Wasabi ja mittlerweile hier geklärt. Trotzdem bin ich immer noch der Meinung: wer sich auf eine solche Liste verlässt, läuft Gefahr in einem viel unhygienischeren Restaurant zu essen, das nicht im letzten halben Jahr kontrolliert wurde und somit nicht auf der Liste steht, während manch ein dort Angeprangerter mittlerweile renoviert und die Mängel beseitigt hat. Ob nun aus tiefer Einsicht oder bloßem Überlebenswillen ist mir ehrlich gesagt reichlich schnuppe, Hauptsache die Hygiene stimmt.
Ich verlasse mich jedenfalls weiterhin lieber auf oben erwähnte Kriterien, denn auf Listen oder Ekelberichte in der Lokalpresse, wo gerne in großen Lettern angeprangert und sich mit möglichst krassen Bildern im Schmuddel gesuhlt wird.
Die FAZ hats meiner Meinung nach wiederum gut zusammengefasst: http://tinyurl.com/c3bcpj

Ansonsten muss halt zuhause kochen, wer ganz sicher gehen will. Vorausgesetzt da ist alles immer schön geputzt... :P

Anonym hat gesagt…

Naja, die FAZ... Nicht gerade objektiver Journalismus, insbesondere wird z.B. nicht auf die (sachlich falsche) Argumentation der dehoga hingewiesen, die ja immer die angeblichen "Ausrutscher" nicht geahndet sehen will - obwohl die FAZ ein paar Zeilen vorher ja ausdrücklich die Position des Bezirksamtes darstellt, nur Restaurants auf die Liste zu setzen, die WIEDERHOLT aufgefallen sind. Ganz zufällig verschweigt die FAZ natürlich, dass es sich außerdem um gesundheitsgefährdende Mängel handeln musste. Wenn also nur mal bei einer Packung Nudeln die MHD abgelaufen ist, führt das noch nicht zu einem Eintrag auf der Liste. Und eine verschimmelte Zapfanlage darf "auch nicht einfach so vorkommen". Ich hab mal als Fahrer für einen GFGH (Getränkefachgroßhandel) gearbeitet, seither trinke ich grundsätzlich überhaupt keine Getränke mehr aus Thekenzapfgerät, nur noch aus der Flasche. Den Anlagen sieht man nur von unten oder innen an, ob sie gewartet werden und nicht am Hahn selbst.

Außerdem stellt die FAZ auch die Rechtslage nicht korrekt da; das Bezirksamt darf nämlich ein Restaurant auch bei wiederholter Auffälligkeit nicht dauerhaft schließen - sondern nur solange bis der Mangel behoben ist. Das ist eben auch kein ausreichendes Druckmittel.

Wie ist denn übrigens dein Eindruck von Japan? Da fahre ich nämlich im Mai für 3 Wochen in den Urlaub hin. Wird da das Thema anders angegangen aus deiner Sicht?

Julia hat gesagt…

Naja, wir werden uns hier wohl nicht einig ;) In der Liste standen schon auch solche Vergehen wie: "Spinnweben an der Decke"... da sehe ich jetzt ehrlich gesagt nicht wirklich die Gesundheitsgefährdung (ok, kommt auf die Spinne an ;P)
Dass eine verschimmelte Zapfanlage nicht einfach "mal vorkommen" darf, steht in dem FAZ Artikel:
"Kann passieren, darf aber nicht"
Wie auch immer, appetitlich ist es natürlich nicht, was da alles gelistet wurde, das ist klar!

In Japan (Hokkaido vllt ausgenommen) schimmelt es wegen der extrem feucht-schwülen Sommer und der schlechten Bausubstanz der allermeisten Gebäude überall! Ich habe kaum ein Haus ohne Schimmel gesehen. Außerdem gibt es reichlich Kakerlaken und anderes Viechzeug, das man nicht gerne in der Küche hat. Zudem zerupfen die großen japanischen Krähen und die allgegenwärtigen streunenden Katzen gerne die Müllsäcke und sorgen so auch nicht gerade für hygienische Verhältnisse vor den Häusern.
Ansonsten sind die Leute generell eher überpingelich (und nehmen z.B. lieber Einwegstäbchen in Restaurants, weils ja sooo eklig ist, welche zu benutzen, die jemand anderes schonmal im Mund hatte...) und achten sehr auf Reinlichkeit und vor allem Qualität und (ganz, ganz, ganz wichtig!) Frische der Zutaten!
Da haben die meisten Restaurantbetreiber ihren Stolz und sind sehr akkurat.
Aber auch in Japan gabs schon mehrere "Gammelfleisch" Skandale, ebenso war eine große Molkerei und ein Süßwarenhersteller in Lebensmittelskandale verstrickt .. Als ich dort war, wurde schwerbelastetes Gemüse und Tiefkühlteigtaschen aus China zurückgerufen. Vor solchen Geschichten ist man wohl nirgendwo gefeit.
Insgesamt gesehen wird in Japan aber ein riesen Kult ums Essen betrieben und man bekommt eigentlich immer was vorgesetzt, was mit bestem Wissen und Gewissen zurbereitet wurde. Die meisten Restaurants sind ja auch auf ein Gericht und seine paar Variationen spezialisiert, so dass die Zubereitung bis ins Detail perfektioniert ist und die Zutaten immer frisch sind(da man ja nur für eine überschaubare Zahl von Gerichten einkaufen muss, nicht für eine ellenlange Speisekarte, von der manches nur alle Schaltjahr mal bestellt wird).
Also viel Spaß beim Genießen und Reisen in Japan - ich bin ganz neidisch :)

Hanna hat gesagt…

also, im zusammenhang "mit vorsicht zu genießen" würde ich gerne folgenden artikel posten. hat zwar nichts mit restaurants zu tun, aber mit der qualität von lebensmitteln: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,635367,00.html