Nimmersatt unterwegs: altbekannter Süßkram einmal anders (Japan)

Wie angekündigt geht es heute nochmal um Süßigkeiten in Japan. Allerdings nicht um die traditionellen, handgefertigten edlen Wagashi, sondern um die gemeinen abgepackten aus dem Supermarkt. Die Dinge, die man glaubt eigentlich so ähnlich in jedem Supermarkt auf der ganzen Welt entdecken zu können. Hier in Japan sind viele davon wirklich eher "so ähnlich" als "genau so". Es gibt zwar Marken, die uns aus Deutschland geläufig sind und auch Formen und Arten von Süßigkeiten, die wir kennen, doch wurden diese an den hießigen Markt angepasst.
Was den meisten Japanbesuchern wohl als erstes ins Auge springt, sind die ungewöhnlichen und sich mit den Jahreszeiten ändernden KitKat Varianten. So gab es zartrosa KitKat mit Sakurageschmack im Frühling, grünweiß gestreiftes Matcha Latte KitKat im Frühsommer und Sommer und ganz neu und neben dem alltime favourite Matcha KitKat mein neuer Stern am Firmament ist Yûbari (Galia?) Melonengeschmack für den Hochsommer. Beeindruckend, wenn auch sehr süß war das Azukibohnen KitKat des letzten Sommers. Auch Nobelsorten mit lokalem Bezug, kreiert von japanischen Patissiers soll es geben, die habe ich aber leider noch nicht ausfindig machen können. Der Wahnsinn kennt keine Grenzen, aber irgendwie muss man mitmachen. Bei ständig wechselnden limitierten Editionen kommt wohl der Jäger und Sammler durch... und lecker sind sie ja auch, wäre da nicht die zu extreme Süße mancher Sorten (Fruit Parfait KitKat war wohl auch so ein Kandidat).
Doch nicht nur Schokoriegel wurden japanisiert, nein, es findet sich auch Eiscreme mit Azukibohnen, die gute alte Bisquitrolle und die rund um die Alpen beliebten Mont Blanc Küchlein (auch bekannt als Vermicelle de Marron)in kleidsamem Giftgrün mit reichlich Matcha, original belgische Waffeln mit original japanischem schwarzen Sesam, lila Softeis mit Süßkartoffelgeschmack oder auch pikante Nussknabbermischungen mit knusprigen Fischbabies darin (für die Nichtvegetarier)...
Diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen und auch bei Getränken wird nicht haltgemacht. Ein totaler Flopp meiner Meinung nach ist das achso sommerliche Fanta Melon Creamsoda - bruah, ich hatte ja schon Schlimmes erwartet, da ich sowieso kein Fan von Softdrinks bin, aber diese Plärre hat meine Befürchtungen noch übertroffen.. Das angekündigte Pepsi Ice Cucumber habe ich (zum Glück?!) noch nicht gesichtet.
Etwas sehr viel Feineres ist da Melonpan, ein weiches süßes Brot ("pan" ist das vom portugiesischen "pão" abgeleitete japanische Wort für Brot), dessen Teig mit Melonenfruchtfleisch gemischt und hellgelb gebacken wird. Diese Köstlichkeit sollte doch zum Abschluss dieses ansonsten ja mal eher auf kulinarisch niedrigem Niveau rangierenden Artikels Erwähnung finden. Zur Ehrenrettung sozusagen.
Wer trotzdem gern mal eine der genannten KitKat Sorten probieren möchte, wendet sich in den Kommentaren an mich, für 5 Eur verschick ich ne Packung :D

PS: sehr unterhaltsame wöchentliche Besprechungen japanischer Süßigkeiten auf Englisch gibt es übrigens bei Giant Jeans Parlor.

Nimmersatt unterwegs: Kuzusakura in Tokyo

Wie bereits erwähnt, halte ich mich momentan in Tokyo auf, darum gibt es heute mal keine Restaurantempfehlung, sondern einen kleinen Bericht über eine meiner schon jetzt zahlreichen Entdeckungen auf japanischem, kulinarischem Gebiet.
Diese hier zu machen, fällt auch wirklich nicht schwer, Essen ist definitiv ein ganz großes Thema in Japan. Man braucht nur den Fernseher einschalten und kann sich sicher sein, dass auf mindestens einem von sagen wir mal fünf Programmen eine Kochsendung kommt und auf einem weiteren Restaurants getestet werden, wobei mindestens 3 mal in der Minute das Wörtchen "oishii" (lecker!) fällt.
Die Restaurantdichte auf den Straßen Tokyos ist sehr hoch, häufig sind diese auf ein bestimmtes Gericht in all seinen Varianten spezialisiert. Diese Spezialisierung führt dazu, dass die Rezeptur aufs äußerste ausgereift ist und eigentlich immer mit sehr viel Können gekocht wird. Hier wird sich nicht verzettelt, sondern ganz aufs Wesentlich konzentriert.
Neben den zahlreichen Restaurants gibt es sehr viele ebenso spezialisierte Lebensmittelläden, die z.B. nur frischen, hausgemachten Tofu verkaufen, oder ausschließlich Reiscracker oder nur Wagashi, feinste japanische Süßigkeiten, die traditionell zum Tee genossen werden.
Wichtig ist in Japan in fast allen Bereichen des Lebens die jeweilige Jahreszeit. Genauso wenig wie jemand einen Kimono mit Sakura-Muster im Herbst tragen würde, käme kaum jemand auf die Idee Yudofu im Hochsommer oder Zaru Soba im Winter zu essen.
Gleiches gilt natürlich auch für Süßigkeiten. So wird im Sommer darauf geachtet, dass diese einen erfrischenden Charakter haben: nicht zäh, klebrig, übermäßig süß und schwer, sondern leicht, feucht, oft jelly-artig, mit einem Hauch von fruchtigem Aroma. Eine solche Spezialität, die nur von Mitte April bis Ende August hergestellt wird, ist Kuzusakura. Dabei handelt es sich um eine Form von Mizu Manju, "Wasser-Süßigkeiten", aus Bohnenmehl hergestellte, glibberige Klöse, meist gefüllt mit süßer Azukibohnenpaste. Im Falle von Kuzusakura hat diese Füllung, wie der Namensbestandteil Sakura bereits verrät, Kirschgeschmack. Diese Klöse werden mit einem Blatt (mal echtes Laub, mal unechtes wie auf meinem Photo) umwickelt, so dass man sie einfacher halten kann, ohne sich die Finger zu verkleben, außerdem sieht das natürlich auch hübsch aus.
Im besten Fall, wie bei diesem für unter 1 Euro in einem schönen Dango-Laden in Shinjuku ergatterten Prachtstück, ist ein Kuzusakura leicht süß, was gut zur Bitterkeit des Grüntees passt, den man dazu trinken sollte, hat nur ein zartes Kirscharoma, um den Geschmack des Grüntees nicht zu verfälschen und erfrischt durch das Kühle des glibberigen Teiges, der trotz unterschiedlicher Konsistenz in etwa die gleiche Festigkeit aufweist, wie die Füllung. Außerdem muss eine solche Süßigkeit frisch zubereitet sein und sollte am selben Tag noch gegessen werden.
Neben Sakura, also Kirsch(blüten)geschmack, sind Matcha (Grüntee), Kurogoma (schwarzer Sesam) und Aprikose, alle meist mit der bereits erwähnten Azukibohnenmusfüllung, die häufigsten Geschmacksrichtungen von Namagashi, den frischen, feuchten Sommersüßigkeiten.
Aber auch aus Europa übernommene Süßigkeiten wurden anhand dieser Zutaten "japanisiert". Dazu demnächst mehr...

Toca Rouge

Mal wieder ein asiatisches Restaurant soll hier und heute empfohlen werden. Als wären davon nicht schon genug auf dem Nimmersatt-Blog vertreten.. Nöö, sag ich, denn
1. kann man von guter asiatischer Küche kaum genug bekommen und 2. gibts in Deutschland soviele miese asiatische Restaurants, da muss man die guten doch erst recht hervorheben!
Das Toca Rouge ist noch relativ neu, sehr stylish eingerichtet und auch die Speisen erfreuen nicht nur den Gaumen sondern auch das Auge. Einer spezifischen Länderküche zuordnen lässt sich das Toca Rouge nicht so ganz, ziemlich chinesisch würde ich sagen, aber mit allerlei internationalen Einflüssen. Gekocht werden die Gerichte (deren Namen zum Teil so funky sind, dass selbst die Bedienung mit der Aussprache kämpfte) offen einsehbar am Tresen, was mir immer gut gefällt. Die Speisekarte ist klein, aber das spricht ja meist für die Frische der Zutaten. Ich hatte eines der beiden vegetarischen Gerichte, mit dem geradezu simplen Namen Mi Ming für angemessene 6,90Eur. Dabei handelte es sich um angebratene Teigtaschen mit einer glibberigen Sauce (klingt komisch, schmeckt aber gut!), an knackigem Pak Choi und Reis.
Nächstes Mal will ich unbedingt die Banana Tarte zum Dessert probieren, die sieht sehr vielversprechend aus!

Toca Rouge
Torstr. 195

Berlin-Mitte
S-Bahn und Tram 12 Oranienburger Tor